Heute veröffentliche ich bei matter-of-design keinen Artikel der sich mit Marketing und Design befasst, sondern eine Notiz in eigener Sache, um festzuhalten, wann die jetzt im folgenden beschriebene „Idee“ ihren Ursprung hatte und um mich selbst immer wieder daran zu erinnern, dass „kleine Gesten“ das Leben bereichern.
Das Rezept
– eine Handvoll Konfetti
– Kenntnisse der Glücksforschung und Gelotologie (Lachforschung – kein Witz)
Vorgeschichte
Es war der 3. Mai 2019, als meine Frau und ich meine Mutter am Hbf Köln abholten, um dann bei uns zuhause mit Freunden und Familie ihren 79. Geburtstag zu feiern. Zur Begrüssung am Bahnhof warf meine Frau meiner Mutter überraschend eine Handvoll Konfetti über den Kopf (Konfettikanonen sind eigentlich noch besser, aber so sperrig). Diese kleine Geste hat nicht nur bei meiner Mutter zur Heiterkeit und Freude beigetragen, sondern auch bei den umstehenden Passanten.
Mein Plan – eine kleine Geste der Freude
Diese kleine, liebevolle Konfetti-Geste hat mich auf die Idee gebracht zukünftig immer einige der kleinen, bunten Papierschnipsel in der hinteren Hosentasche bei mir zu tragen, um diese dann in passenden Momenten der guten Laune zu werfen. Klingt möglicherweise albern (Stimmuuung! Jetzt!) macht aber Spass und erzeugt einen kleinen Moment des Glücks – meistens nicht nur mir, sondern auch den „Betroffenen“ beziehungsweise Anwesenden.
Was uns glücklich macht – ein paar neurobiologische und psychologische Indizien.
Die Glücksforschung ist ein interdisziplinäres Fachgebiet, in dem Psychologen, Soziologen, Ökonomen, Neurobiologen und Mediziner zusammenarbeiten. Die Glücksforschung beschäftigt sich mit dem subjektiven Wohlbefinden. Der Ökonom Angus Deaton (Princeton University), weltweit einer der bekanntesten Glücksforscher, erhielt 2015 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften für sein Lebenswerk.
Die vier Faktoren von subjektivem Wohlbefinden nach Mayring*
1. Belastungsfreiheit
• angenehmer Zustand der Unbeschwertheit
2. Freude
• starker emotionaler Zustand des Sich-gut-Fühlens
• an konkrete Situationen gebunden
• eher kurzfristig´
3. Zufriedenheit
• eher ruhiger, kognitiv gesteuerter Befindenszustand
• Produkt von Abwägensprozessen und Vergleichsprozesse
4. Glück
• intensivster Wohlbefindenszustand
• ergreift die ganze Person
• überdauernder als Freude
• basiert auf allgemeinem Lebensgefühl
Unser Hirn relativiert großes Glück, genauso wie großes Unglück. Oft belasten uns kleine, wiederkehrende Nervereien auf lange Sicht mehr als Scheidung, Verlust des Arbeitsplatzes oder sogar Tod. Zum Glück (!) verhelfen kleine Aufmerksamkeiten oft mehr als das teure Geschenk, der neue Sportwagen oder die fette Gehaltserhöhung.
„Der Weg ist das Ziel“ (BuDo) heisst es in vielen japanischen Kampfsportarten. Mit dem Glück ist es ähnlich. Es geht weniger darum Ziele zu erreichen, als darum wie man die Zeit dahin verbringt.
Der Nobelpreisträger und wohl bekannteste Psychologe Daniel Kahneman rät „Die Lebenszufriedenheit lässt sich am leichtesten dadurch steigern, dass man seine verfügbare Zeit besser nutzt.“ und fasst sein persönliches Glücksrezept wie folgt zusammen: »Kauf dir keine Villa und kein tolles Auto. Fahr in den Urlaub, verschenke Blumen, feiere Partys.«
Was macht uns glücklich? Geld, Bildung, Gesundheit, Familie, Freundschaft, Vertrauen, Großzügigkeit und die selbst empfundene Freiheit? Ja, das alles und noch viel mehr, das zeigt auch der „World Happiness Report“ (1). Kognitionspsychologen, Glücksforscher, Soziologen und Neurobiologen sind sich bei einem Punkt einig: (Lebens)Glück kann von vielen unterschiedlichen Faktoren beeinflusst werden, ABER Glück ist ohne Anwesenheit von gelingenden, liebevollen, sozialen Bindungen und Beziehungen nicht möglich. (2)
Zu jeder gesunden Beziehung gehört auch Humor. Bei der Partnerwahl wählen Menschen weltweit Humor – neben Persönlichkeit und Intelligenz – unter die Top 3 der wichtigsten Attribute. Laut Studie (3) ist Humor für Frauen in vielen Ländern sogar an zweiter Stelle hinter Persönlichkeit.
Belege gibt es auch für den Zusammenhang zwischen Glück und Gesundheit: Glückliche Menschen sind weniger stressanfällig, da sie geringere Mengen des Stresshormons Cortisol ausschütten und sie haben weniger oft Diabetes, Bluthochdruck, Herzanfälle oder Ausfälle des Immunsystems.
Lachen macht glücklich, sagen auch die Neuropsychologen. Bei schallendem Gelächter bewegen sich 17 Gesichtsmuskeln und geradezu wellenartig werden mehr als 80 andere Körpermuskeln aktiviert. Unsere Herzfrequenz erhöht sich, unser Schmerzempfinden wird gedämpft, Gehirn und Lunge erhalten einen Sauerstoffschub. Nach der Aufregung erholt sich der Körper wieder und versetzt uns in einen befriedigenden und befreienden Entspannungszustand.
Lachen ist gesund
Lachen bringt komplizierte neurologische Strukturen in Gang, ist laut „Volksweisheit“ die beste Medizin und wird tatsächlich medizinisch eingesetzt: Herzinfarktpatienten lachen unter ärztlicher Aufsicht, verringern dadurch ihren Blutdruck und damit die Gefahr eines erneuten Infarktes.
Obwohl offensichtlich biochemische Prozesse im Organismus ausgelöst werden, die darauf hindeuten das Lachen positiven Effekt auf Seele, Geist und Körper hat, gibt es vergleichsweise wenig empirische Studien, die dann auch noch die strengen wissenschaftlichen Forschungskriterien (z. B. Auswahl oder Größe der Stichprobe oder die Vergleichbarkeit mit anderen Untersuchungen) erfüllen. Doch gerade in den letzten Jahren wurden u. a. durch bildgebende Verfahren der Hirnforschung viele neue Erkenntnisse über Glück gewonnen.
Der US-amerikanische Neurologe William Fry hat festgestellt dass ausgiebiges Lachen zu einem Abbau von Stresshormonen wie Corticoiden und Catecholaminen führt.
Dr. Lee Berk und seine Mitarbeiter von der Loma Linda University in Californien haben festgestellt, dass die Zirkulation einiger Immunsubstanzen nach einem Lachanfall für Stunden erhöht ist. Die Anzahl und Aktivität der T-Lymphozyten steigt an und die Antikörper der Immunglobulin-A-Klasse vermehren sich. Auch Gamma-Interferon, das die Zellen zur Bekämpfung einer Virusinfektion ausschütten, ist nach ausgiebigem Lachen im Blut vermehrt nachweisbar. Es gibt sogar Hinweise, dass bei intensivem Lachen auch die Produktion von Endorphinen gefördert werden.
Unter Umständen bieten diese Immunreaktionen eine Erklärung dafür, dass fröhliche Menschen, die eine positive Lebenseinstellung haben, seltener erkranken. Psychologen haben beobachtet, dass Menschen, die viel lachen, sich selbst als stark und kompetent erleben und sich weniger vor sozialen Konflikten fürchten. Die Fähigkeit zu Lachen nimmt zudem Einfluss auf unsere Entwicklung. Je öfter Kinder lachen, desto besser entwickeln sie sich.
Lachen macht glücklich – zweifellos und ich werfe ab jetzt Konfetti.
(Nachmachen erwünscht!)